Südamerika ist eine spannende Weltregion. Aber noch spannender ist die voreuropäische Vergangenheit, bzw. die aktuellen Forschungsergebnisse, die unsere Weltsicht über die Historie dieses Kontinentes geradezu revolutionieren. Ob es die gewaltigen Gartenstädte im Amazonasgebiet sind, die Entdeckung eines schriftlichen Übetragungssystems der Inkas oder eben das Buch "Fünfte Sonne" von Camilla Townsend: Zum einen sehen wir welch großen Kulturen innerhalb weniger Jahrzehnte vernichtet wurden und zum anderen beginnen wir uns vom verfälschten Bild, das uns über Jahrhunderte vermittelt wurde, zu lösen. Denn die Geschichte schreibt bekanntlich der Sieger, in diesem Fall die Spanier und ihre verbündeten Völker, die beide das Interesse an einer bestimmten Art der Darstellung über die Atzteken einte, diese nämlich besonders grausam und blutrünstig darzustellen. Getrieben von einer gewaltätigen Religion, blutdürstigen Göttern, sollte so der scheinbar europäische und christliche Fortschritt diesen unmenschlichen Gebaren Einhalt gebieten, eben Propaganda pur. Doch die Atzteken haben Spuren hinterlassen, schriftliche Zeugnisse, die in lateinischer Schrift in der Zeit nach der Zerschlagung des Atzekenreiches niedergeschrieben wurden, in ihrer Sprache Nahuatl. Aus diesen sprechen die Atzteken direkt und ohne Filter zu uns, festgehalten im wunderbaren Buch "Fünfte Sonne" von Camilla Townsend, die verbunden mit neuesten archäologischen Erkenntnissen, ein anderes Bild der atztekischen Gesellschaft zeichnet, nämlich ein menschlicheres, rationalers Bild des Volkes, das am Anfang des heutigen Mexikos steht. Der Kosmos, der sich hier öffnet, ist spannend, faszinierend und ein neues Stück Erkenntnis. Es ist mehr Atztekentum in Mexiko enthalten, als bislang vermutet. Dieses Buch ist eine Schatzkammer für Interessierte an außereuropäischer Geschichte, Indianerkultur, Südamerika, eine neue Geschichte der Atzteken eben...

Gelesen und empfohlen von Bernhard Meyer