"Meine geniale Freundin" ist der erste von vier Bänden der Geschichte der wunderbaren, aber nicht immer einfachen Freundschaft von Lila und Elena. Beide Mädchen wachsen im Rione, dem Armenviertel Neapels, zu Beginn der fünfziger Jahre auf, beide sind sehr gute Schülerinnen, doch beide können der Armut und Gewalt, die im Rione herrscht, nicht immer entfliehen: als Lila ihren Vater bittet, aufs Gymnasium gehen zu dürfen, wird sie von ihm ohne Zögern aus dem Fenster geworfen. Elena schafft es, muss jedoch mit kleinen Nebenjobs in den Ferien Geld für ihre Familie und ihre alten, gebrauchten Schulbücher dazu verdienen...Doch das Leben hält für beide auch wunderbare Seiten bereit: sie wachsen in einem großen Familien- und Freundeskreis (das lässt sich in Italien nicht so leicht trennen) auf, gehen viel aus (oftmals auch heimlich), kämpfen mit dem Erwachsenwerden, verlieben sich, und versuchen doch sich in der von der Vorherrschaft von Männern geprägten Welt zu behaupten...

"Ferrante wirkt wie eine Droge" (Le Monde), wohl auch durch eine schlichte, aber sogartige Sprache, hinter der das so ganz andere, neapolitanische Leben pulsiert. Das Geheimnis um die wahre Identität der Autorin trägt sicher auch zur Faszination dieses Titels bei: ich jedenfalls werde mir alle drei weiteren Bände, die das Leben der beiden Freundinnen bis ins Alter beschreiben werden, nicht entgehen lassen!

gelesen und empfohlen von Monika Seyerlein