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Alle, außer mir

"Alle, außer mir" ist das Credo des 95jährigen Attilio Profeti, mit dieser Lebenslüge leugnet er seine eigene Vergangenheit, die Beteiligung an einem der dunkelsten Kapitel der italienischen Geschichte, dem Abessinienkrieg. Das ändert sich schlagartig, als vor Ilarias Haustür (sie ist die 40jährige Tochter Profetis und Heldin des Romans) ein junger Afrikaner sitzt und behauptet, der Enkel ihres Vaters zu sein.

Wer ist ihr Vater? Ilaria beginnt, nachdem der eigene Vater zu alt ist um Auskunft zu geben, mit eigenen Nachforschungen und stößt auf eine schier unglaubliche Geschichte. Es ist ihre eigene Familiengeschichte über drei Generationen, u.a. werden die Themen Identität, Verdrängung, Kolonialismus, Krieg und Familie sehr beeindruckend verwoben. Und je mehr die Geschichtslehrerin Ilaria recherchiert, umso grausamere Details kommen ans Tageslicht, u.a. ein systematischer Giftgaseinsatz, dem zwischen 1935 bis 1941 ca. 500.000 der 10 Millionen Abessinier zum Opfer fielen.

Francesca Melandri gelingt es in ihrem neuen Roman hervorragend, den Bogen zur aktuellen politischen Situation zu spannen: in ihrem afrikanischen Neffen spiegelt sich das Schicksal der heutigen Flüchtlinge wider, und es stellt sich die Frage, in wie weit wir Europäer vielleicht mit eine Schuld haben?

gelesen und empfohlen von Monika Seyerlein

 

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Kategorie: Romane